Universität Stuttgart verleiht Porträt von Prof. Richard Grammel

21. September 2020

Ehemaliger Rektor in der Ausstellung über den Maler Peter Jakob Schober im Stadtmuseum Crailsheim zu sehen
[Bild: Universität Stuttgart]

Ein Porträt des Physikers und ehemaligen Rektors der Universität Stuttgart, Prof. Richard Grammel von 1948 wird von 17. Oktober bis 31. Januar 2021 als Leihgabe in der Ausstellung über den Maler Peter Jakob Schober im Stadtmuseum Crailsheim zu sehen sein. Friederike Lindner vom Stadtmuseum Crailsheim bedankte sich bei der Universität Stuttgart für die Unterstützung: „Das Porträt bereichert unsere Ausstellung über den Künstler. Es gehört zu den frühen öffentlichen Auftragsarbeiten Schobers“.

Peter Jakob Schober (1897-1983) studierte an der Kunstakademie in Stuttgart. Er ging nach Paris und kehrte dann nach Stuttgart zurück, zunächst für einen Lehrauftrag an der Akademie dann als freischaffender Künstler. Knapp 200 Porträts umfasst sein Werksverzeichnis, darunter zahlreiche öffentliche Auftragswerke. Die vor allem in den 1940er bis 1970er Jahren entstandenen Porträts bekannter Persönlichkeiten, Männer in öffentlichen Ämtern oder Leitungsfunktionen, haben repräsentativen Charakter. Porträts finden, neben Schobers Landschaftsbildern, schon in seiner Anfangszeit als freischaffender Künstler besondere Beachtung. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1946, kann Schober an diesem Erfolg anknüpfen. Bereits 1947 ist er an der ersten Ausstellung der neu gegründeten Stuttgarter Sezession beteiligt. Ein Jahr später malt Schober das offizielle Porträt von Prof. Richard Grammel (1889-1964). Es steht somit am Anfang von Peter Jakob Schobers Kariere nach dem Krieg. In der Crailsheimer Ausstellung sind noch zwei weitere offizielle Porträts zu sehen: die des Ministerpräsidenten Dr. Gebhard Müller (1959) und von Dr. Hans Filbinger (1980). Auch die Universität Stuttgart hat weitere Rektoren nach Grammel von Schober porträtieren lassen.

Zur Person: Prof. Richard Grammel
Prof. Richard Grammel war von Frühjahr 1929 bis Frühjahr 1930 und wieder direkt nach dem Krieg zwischen Frühjahr 1945 und Frühjahr 1948 Rektor der Universität Stuttgart. Der 1889 in Klosterreichenbach und 1964 in Stuttgart verstorbene Grammel studierte Mathematik in Stuttgart, München, Tübingen. 1913 promovierte er in Tübingen und absolvierte nachdem er, als militäruntauglich eingestuft, eine Ausbildung als Krankenpfleger. Im Krieg erkrankt, konnte er seine wissenschaftliche Karriere ab 1915 in Danzig, Halle und Stuttgart fortsetzen. Grammel wurde 1920 ordentlicher Professor der technischen Mathematik und Thermodynamik an der damaligen Technischen Hochschule Stuttgart. Er emeritierte 1957. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt war die Kreiseltheorie, die Theorie der Torsionsschwingungen und Probleme der technischen Dynamik.

Bei seinen Studierenden war Grammel hochangesehen und für die Hochschule ein hervorragender Organisator. Als 1923 das Währungsgefüge zusammenbrach sorgte er als Hochschulprofessor dafür, dass die Gehälter der Hochschulangestellten in Dollar-Obligationen umgetauscht und das so genannte „Stuttgarter Hochschulgeld“ gedruckt wurde. Bei den Stuttgarter Händler war diese inflationssichere Zweitwährung gerne gesehen.1) 

Nach dem Krieg setzen die Amerikaner Grammel als ersten Nachkriegs-Rektor ein. Konsequent weist er auf die schwierige Situation der Technischen Hochschule hin und spricht in einer Denkschrift von 1946 von der „…. Tatsache der Isolierung der Hochschule von der wissenschaftlichen Welt außerhalb Deutschlands …. Wissenschaft kann nur auf dem Boden eines gegenseitigen Austausches der Ideen gedeihen und alle Anstrengungen um den Wiederaufbau der Hochschule wären umsonst, wenn sie in einer Atmosphäre der geistigen Abgeschlossenheit erfolgten.“

1) Die Universität Stuttgart nach 1945, herausgegeben von Norbert Becker und Franz Quarthal

Dorfansicht von Peter Jakob Schober
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