Model sakraler Raum

Ausstellung: Ein Ort der Stille am Kappelberg in Fellbach

8. Dezember 2021 / IRGE

Die Entwurfsarbeiten der Architektur-Studierenden sind noch bis zum 19. Dezember zu sehen
[Bild: IRGE]

Einen anmutigen, sakralen Ort zu schaffen ist für Architektinnen und Architekten nach Leon Battista Alberti eine gewaltige und göttliche Sache, bei deren Ausführung es der Anspannung aller künstlerischen und geistigen Kräfte bedarf. Und sogar der Natur sei es selten vergönnt, etwas hervorzubringen, das absolut und in allen Teilen vollkommen sei. Dieser vermeintlich kleinen, aber auf vielen Ebenen außergewöhnlichen Aufgabe widmeten sich im Frühjahr 2021 eine Gruppe von 22 Studierenden der Universität Stuttgart am Institut für Raumkonzeptionen und Grundlagen des Entwerfens auf einem Grundstück am Fuße des Kappelbergs oberhalb der Stadt Fellbach.

Der Kappelberg, Ausläufer eines markanten und bewaldeten Höhenzuges, ist geprägt vom Weinanbau. Sein Name erinnert an eine kleine Wallfahrtskapelle, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgerissen und nicht wieder aufgebaut wurde. Der Legende nach hütete ein armer Knabe, dessen Mutter krank zu Hause lag, Ziegen auf dem Berge zur Zeit der Kirschenreife. Die Krankheit und Armut seiner Mutter ging ihm so zu Herzen, dass er bitterlich weinte. Plötzlich erschien ihm die Jungfrau Maria und bedeutete ihm, er solle seiner Mutter von einem bezeichneten Baum einige Kirschen zu essen geben, dann werde sie genesen. An Stelle dieses Baumes sei dann eine Kapelle errichtet worden, die von überall her aufgesucht wurde. Allem Anschein nach dauerte diese Wallfahrt jedoch nicht lange, denn schon im 15. Jh. wird von ihr geschrieben, dass sie „bald zerging“. Das Bauwerk selbst blieb zwar noch einige Jahrhunderte bestehen und diente einem Waldschützen als Wohnung. Dann jedoch wurde es im Jahr 1819 abgebrochen.

Ort der Stille

Unweit des ursprünglichen Standortes soll auf Initiative von engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus Fellbach ein neuer Ort der Transzendenz geschaffen werden, der frei von Profanem und Alltäglichem ist. Eine Stätte der Besinnung und der Begegnung von Menschen. Ein Raum, offen für alle. Christlich geprägt, aber ohne konfessionelle Bindung. Die intensive Auseinandersetzung mit dem außergewöhnlichen landschaftlichen Kontext und die Frage nach der Wirkung von sakralen Orten prägen die Entwurfsansätze und bringen die individuellen Annäherungen der Entwerfenden an die Aufgabe zum Ausdruck. Durch den Austausch mit Schülerinnen und Schülern für Bautechnik, sowie Besprechungen mit Fachleuten und Bauingenieuren der Universität und der Berufsschule, konnten Überlegungen zum Material und zur Nachhaltigkeit, wie auch zur Konstruktion und zur Fügung bis ins Detail frühzeitig in den Entwurfsprozess einfließen. Seitens aller Beteiligten besteht der große Wunsch, dass die ausgearbeiteten Entwürfe für eine konkrete Realisierung in Betracht gezogen und die nächsten Schritte zur Umsetzung gemeinsam mit der Stadt Fellbach begangen werden.

Die Entwurfsarbeiten sind noch bis zum 19. Dezember im Foyer des K1, Keplerstraße 11 zu sehen. Die Arbeiten werden dann zeitnah auf den Webseiten des Instituts eingestellt. 

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